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Geschichte der Bibliothek des Berliner Missionswerks

 

1824 wurde die Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden (ab 1908 als Berliner Missionsgesellschaft) gegründet. Ursprünglich sollte sie der Unterstützung anderer Missionsgesellschaften dienen, doch bereits 1829 konnte ein eigenes Missionsseminar eröffnet werden, und 1833 entsandte man die ersten Missionare der Gesellschaft nach Südafrika. Später wurden China (1882) und Ostafrika (1891) als weitere Missionsfelder übernommen. Bei der Missionsgesellschaft und im Missionsseminar existierten eigene Bibliotheken.

Die Bibliothek des Berliner Missionshauses entstand aus dem Wunsch, die eigene literarische Produktion zu sammeln. Von Anfang an, besonders seit dem Direktorat von Hermann Theodor Wangemann (1865-1894), entfaltete die Missionsgesellschaft eine rege literarische Tätigkeit. Dabei handelte es sich sowohl um Zeitschriften und Traktate (erbauliche Schriften über die Missionstätigkeit) als auch um größere Berichte und Abhandlungen von Missionaren und Mitarbeitern in der Heimat. Dazu kamen umfangreiche Veröffentlichungen der Missionare, die sich als Sprachforscher, Ethnographen, Übersetzer und als Verfasser von Schulbüchern betätigten. 1889 wurde von der Gesellschaft ein eigener Verlag für ihre Veröffentlichungen gegründet.

Daneben sammelte die Bibliothek grundlegende Werke zur Missionstheologie und Missionsgeschichte, ebenso Veröffentlichungen, die sich mit den Missionsgebieten beschäftigten. Ferner wurden Veröffentlichungen anderer Missionsgesellschaften aufgenommen, z. T. Geschenke der Verfasser, wie Widmungsvermerke ausweisen. Anderes kam aus Nachlässen der Missionsdirektoren und -inspektoren. Das älteste Verzeichnis von 1911 weist etwa 1500 Titel und 300 laufende Zeitschriften auf.

Die Bücherei des Missionsseminars war breiter angelegt. Da die künftigen Missionare sowohl eine gründliche theologische Ausbildung bis hin zu den biblischen Ursprachen als auch eine gute Kenntnis der Missionsgebiete haben sollten, umfaßte die Bücherei sowohl theologische Literatur, philosophische und pädagogische Werke, Klassiker in verschiedenen Sprachen als auch geographische, ethnographische und medizinische Literatur. Spezielle Missionsliteratur nahm den wichtigsten Platz ein. Über den Umfang der Bücherei im 19. Jh läßt sich wenig ermitteln. In einem Verzeichnis von 1939 sind etwa 3500 Bde aufgeführt. Aus dem ursprünglichen Bestand wurde nach 1945, als die Ausbildungsarbeit nicht mehr weitergeführt wurde, die medizinische Literatur sowie ältere Literatur zur Kirchengeschichte, Exegese und Praktischen Theologie abgegeben.

Über den Zusammenhang der beiden Bibliotheken ist nur wenig zu ermitteln. Sicher ist, daß sie eigene Systematiken besaßen und getrennt verwaltet wurden, die Missionsbibliothek durch einen Missionsinspektor, die Seminarbibliothek durch einen Seminarinspektor unter Assistenz eines Seminaristen. Offensichtlich wurde ein gemeinsamer Stempel benutzt, obwohl viele der alten Exemplare überhaupt nicht gestempelt sind. Ob beide Bibliotheken in einem Raum aufgestellt waren, ist nicht mehr festzustellen. Eine Beschreibung von 1882 erwähnt nur einen kleinen, bereits überfüllten Bibliotheksraum. Mit wachsendem Bestand dürften sie getrennt untergebracht worden sein. Da das Missionsseminar während des Zweiten Weltkrieges geschlossen wurde, vereinigte man nach 1945 beide Bibliotheken zur Bibliothek der Berliner Missionsgesellschaft.

Durch die politische Entwicklung nach 1945 war es nicht mehr möglich, von Ost-Berlin aus Missionare auszusenden und zu betreuen. Das führte 1952 zur Gründung einer Zweigstelle in Berlin-West, die 1972 in das Berliner Missionswerk umgewandelt wurde. Dort wurden in bescheidenem Maße Bücher für die Arbeit erworben sowie einige Nachlässe auch mit älterer Literatur übernommen. Nach der Vereinigung von Berliner Mission und Berliner Missionswerk (1991) wurden diese Bücher in die Bibliothek der Berliner Mission überführt und dort als Sonderbestand behandelt.

Die Übernahme der Bibliothek der Orientmission, die von Pastor Dr. Johannes Lepsius (1858-1926) begründet wurde, brachte der Bibliothek 1966 einen Zuwachs an Literatur über den Nahen Osten sowie eine Reihe alter Textausgaben in arabischer, türkischer, armenischer und in verwandten Sprachen. Dieser Bestand wurde in den Gesamtbestand eingefügt.

Die Berliner Mission im Ostteil der Stadt machte in den sechziger Jahren eine Wandlung durch. Man suchte die engere Verbindung zu den landeskirchlichen Institutionen und öffnete sich dem ökumenischen Anliegen. Dazu wurde das Ökumenisch-Missionarische Amt (später Ökumenisch-Missionarisches Zentrum) gegründet und ein Ökumenisches Institut eingerichtet. Damit kam zu den traditionellen Sammelschwerpunkten die Sammlung ökumenischer Literatur hinzu. 1991 übernahm das Berliner Missionswerk die Trägerschaft der Bibliothek. Die meisten Arbeitszweige wurden aus dem alten Missionshaus in den Westteil der Stadt verlagert; Bibliothek und Archiv blieben am alten Ort und wurden neu untergebracht.

 

(Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa)

Letzte Änderung am: 21.11.2017